
Praxisanleitung als Fachprüfer*in
Was darf ich? Was muss ich? Wie ist der Ablauf? Wie bereite ich mich vor? Ab wann bereite ich die Auszubildenden vor? Bin ich fachlich up to date?
Fragen, die Ihnen genauso wie unseren Seminarteilnehmenden unter den Nägeln brennen? Wir wollen Ihnen Antworten geben.
Wir haben für Sie die Know-how aus unseren Seminaren zu Thema „Praxisanleitung als Fachprüfer*in“ zusammengetragen, damit Sie sich auf diese neue Aufgabe vorbereiten können. Lesen Sie hier, welche Tipps Ihnen dabei helfen können.
Vielleicht haben Sie schon die eine oder andere Erfahrung als Fachprüfer*in während der ersten praktischen Prüfungen in der generalistischen Pflegeausbildung gesammelt und bemerkt, dass in der Rolle als prüfende Person zusätzliche Kompetenzen von Ihnen verlangt werden.
Perspektivwechsel vornehmen
Die Rolle der Praxisanleiter*in hat sich mit der Einführung der neuen Pflegeausbildung grundlegend verändert. Neben der Planung und Durchführung der praktischen Ausbildung sind sie nun auch als Mitglieder der Prüfungskommission aktiv. Diese neue Rolle erfordert von den Praxisanleiter*innen einen Wechsel von der Lernbegleitung zur Bewertung des Lernerfolgs.
Tipp 1:
Setzen Sie sich aktiv mit der neuen Aufgabe auseinander. Es ist nicht nur eine Herausforderung, sondern stärkt Ihre Position im Rahmen der Ausbildung deutlich gegenüber früher. Sie haben Ihre Auszubildenden drei Jahre begleitet und deren Entwicklung zur Fachkraft mitgestaltet.Sie kennen außerdem die Gegebenheiten am Prüfungsort bestens, es ist ja Ihr Arbeitsort. Sie können einschätzen, ob der Umgang mit den zu pflegenden Menschen situativ und an die zu pflegende Person angepasst erfolgt, ob deren Wünsche und Vorlieben, Gewohnheiten und Abneigungen angemessen beachtet werden.
Wer, wenn nicht Sie ist bestens dafür geeignet, in der praktischen Prüfung zu beurteilen, ob Ihre Auszubildenden den Anforderungen an eine Fachkraft gerecht wird? Fachprüfer*in zu sein ist ein weiterer Baustein Ihres professionellen Profils als Ausbildungsprofi!
Vorbereitung auf die neue Rolle und den Rollenwechsel
Als Fachprüfer*in müssen Sie nun sicherstellen, dass Ihre Ausbildungsbemühungen den gewünschten Erfolg erzielt haben. Bereits während der Ausbildung haben Sie durch qualifizierte Leistungseinschätzungen die Kompetenzentwicklung der Auszubildenden bewertet. Der Wechsel zur Prüferrolle beinhaltet jedoch weitere neue Verhaltensaspekte.
Tipp 2:
Nehmen Sie sich Karteikarten in zwei unterschiedlichen Farben (z. B. grün und blau). Stellen Sie den Timer Ihres Handys auf zwei Minuten und schreiben Sie auf die grünen Karten alle Rollenaspekte einer Praxisanleitung, die Ihnen spontan und ohne groß zu überlegen einfallen.Jetzt stellen Sie den Timer neu und schreiben auf die blauen Karten alle Aspekte, die Ihnen zur Rolle Fachprüfer*in einfallen. Sie haben noch nie geprüft? Dann denken Sie an Ihre Abschlussprüfung und daran, was Sie von den Fachprüfer*innen erwartet haben. Legen Sie die Karten nebeneinander oder kleben Sie diese auf ein Plakat. Jetzt können Sie Rollenaspekte streichen oder wegnehmen, die Sie unpassend finden und nicht erfüllen möchten. Und Sie können Aspekte ergänzen, die Sie noch wichtig finden.
Wenn Sie diese Übung mit Ihren Auszubildenden gemeinsam durchführen, dann habe Sie gleich ausreichend Gesprächsstoff, um klar herauszuarbeiten, was Ihre Aufgaben in der jeweiligen Rolle sind. Das schafft Durchblick und Sicherheit auf beiden Seiten.
Beurteilung nach klaren Kriterien
Eine zentrale Aufgabe als Fachprüfer*in ist die Bewertung der entwickelten Kompetenzen der Auszubildenden. Dabei ist es wichtig, dass Sie transparente Kriterien verwenden und auch kritische Rückmeldungen geben können. Die Zusammenarbeit mit anderen Mitgliedern der Prüfungskommission erfordert von Ihnen Argumentationsgeschick und die Fähigkeit zur Aushandlung bei abweichenden Bewertungen.
Tipp 3:
Machen Sie sich mit den fünf Kompetenzbereichen (KB) der generalistischen Pflegeausbildung vertraut. Nutzen Sie die fünf Finger einer Hand dazu, um sich diese gut einzuprägen:- Daumen – KB I Pflegeprozess und Pflegediagnosen
- Zeigefinger – KB II Kommunikation
- Mittelfinger – KB III Intra- und interprofessionelle Zusammenarbeit
- Ringfinger – KB IV Gesetze, Verordnungen, ethische Leitlinien
- Kleiner Finger - KB V Wissenschaft, Werthaltungen und Einstellungen reflektieren
KB I bis III können Sie direkt aufgrund der Planung und während der Durchführung der Pflege beobachten. KB IV und V sind Bestandteil des Reflexionsgesprächs. Nach dieser Systematik sollten auch die Beurteilungsbögen aufgebaut sein, die Ihre Pflegeschule nutzt. Machen Sie sich unbedingt vor der Prüfung damit vertraut!
Das Niveau der Kompetenzentwicklung können Sie in der Anlage 2 der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (PflAPrV) vom Dezember 2023 nachlesen (siehe Link im Kasten links oben).
Merke: Nicht alle dort beschriebenen Teilkompetenzen können in jeder Prüfungsaufgabe gezeigte werden. Machen Sie sich im Vorfeld der Prüfung schon Gedanken darüber, was möglicherweise nicht relevant ist und damit auch nicht benotet werden kann.
Protokollieren Sie erst einmal mit und nehmen Sie sich dann den Bewertungsbogen vor. Erfahrungsgemäß ist es sehr schwer, zu beobachten und gleichzeitig zu bewerten.
Gesetzliche Vorgaben kennen und beachten
Zur Vorbereitung auf die Aufgabe als Fachprüfer*in, sollten Sie sich aktiv mit den gesetzlichen Grundlagen und Voraussetzungen auseinandersetzen. Auch die Durchführung von Probeprüfungen hilft Ihnen und den Auszubildenden, um Fragen zum Ablauf oder nach den „Dos und Don’ts“ zu klären.
Tipp 4:
Um die Vorgaben und den Ablauf des praktischen Prüfungsteils genau kennenzulernen, können Sie ein Infoplakat erarbeiten, gerne auch gemeinsam mit Ihren Auszubildenden. Nutzen Sie hierfür den Artikel „Die praktische Prüfung gestalten“ aus unserer Fachzeitschrift „Pflegeausbildung leicht gemacht“, den Sie im Kasten links herunterladen können. Hängen Sie das Plakat dann gut sichtbar für Ihre Auszubildenden und Kolleg*innen auf, damit sich alle damit vertraut machen können.Nehmen Sie unbedingt an den Vorbereitungstreffen Ihrer kooperierenden Pflegeschulen teil, um deren Verfahrenswege und Formulare für die praktische Prüfung kennenzulernen. Nutzen Sie Informationsveranstaltungen und Angebote der Ministerien und Pflegekammern oder anderer Institutionen in Ihrem Bundesland, die in der Regel online angeboten werden. Meistens gibt es im Nachgang noch eine Aufzeichnung oder eine Präsentation, in der alles zusammengefasst wird.
Und wenn noch Fragen offen sind? Dann fragen Sie unbedingt nach! Wo? Bei der Schule, bei der Bezirksregierung/zuständigen Stelle.
Fazit und weitere Informationen
Die Rolle als Fachprüfer*in bringt für Praxisanleiter*innen neue und anspruchsvolle Aufgaben mit sich, auf die Sie sich gezielt vorbereiten können.
Wir haben für Sie vorgearbeitet und auf Basis der gesetzlichen Vorgaben eine umfangreiche Checkliste erarbeitet. Unsere Checkliste zur Prüfungsvorbereitung können Sie sich oben links im Kasten downloaden. Den vollständigen Artikel zur Vorbereitung als Prüfer*in sowie weiterführende Informationen können Sie in der Ausgabe 1-2023 unserer Fachzeitschrift „Pflegeausbildung leicht gemacht“ nachlesen. Per E-Mail an bestellung@quesap.de zum Preis von 19,90 € (inkl. Mehrwertsteuer) anfordern.
Wir bieten dieses wichtige Thema immer wieder in Online-Seminaren an. Sie möchten Ihr Team auf die praktische Abschlussprüfung vorbereiten. Inhouse und in Präsenz vor Ort oder Online für Ihre und nach Ihren Wünschen maßgeschneidert? Dann sprechen Sie uns über info@quesap.de oder unser Kontaktformular gerne an. Vieles ist möglich, damit auch Sie sagen können: